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Es war doch erst gestern
Roshan, ein indischer Diplomat, der nach seiner Tätigkeit für das UN Hauptquartier in New York die letzten Jahre seines Auslandslebens in Palo Alto, in Kalifornien, zugebracht hat, kehrt nach Indien zurück. Preity, seine Frau, hat ihn verlassen. Sie hat sich endgültig einem Anderen zugewandt. Und mit dieser neuen Verbindung auch ihrer Rückkehr nach Indien für immer eine Absage erteilt.
Es zieht Roshan nach Varanasi. An den Ort, der schon vor dem Beginn der Geschichte gelebt hat. In die Heilige Stadt, die keine Legenden braucht, um ihre Analen zu schreiben. Auf der Suche nach der Stille, die er anderswo nicht gefunden hat, bezieht er ein kleines Haus. Unweit der engen Gassen der Altstadt. Und er lebt seine Tage auf den Treppen zu dem Ufer des Heiligen Flusses.
Auf Außenstehende wirkt er zuweilen exzentrisch. Zumindest altmodisch. Weil er trotz seines weltoffenen Handelns, zu dem ihn seine Tätigkeit in New York geführt hat, an Überzeugungen festhält, die offensichtlich von der heranwachsenden Generation in Indien abgelehnt werden. Selbst Varuna, sein Sohn, zweifelt daran, ob sein Vater den Aufbruch des Landes in die neue Zeit noch versteht.
Der Hinduismus hat Roshans Sein auf dem langen Weg seines Schaffens getragen. Wenn ihn auch andere Wahrheiten oft versucht haben. Sein leidenschaftliches Fühlen um den Sinn und den Wert des Lebens, das tief verankert in seinem hinduistischen Weltbild ruht, ließ ihn immer von dem Gedanken ablassen, dass sich in der Religion und ihren Ritualen nur die geistigen Bedürfnisse des Menschseins personifizieren. Dass es keine Wahrheiten in den Religionen gibt.
Die Lebenslinien von Ashima, Roshan und Shah kreuzen sich mit den Schicksalswegen Ralphs. Die dieser aus eigener Kraft heraus zu entscheiden und zu gestalten versucht. Unbeirrbar von sich selbst überzeugt. Ohne dabei zu bemerken, dass seine Entscheidungen schon vor seiner Geburt in die Linien seiner Hand gefurcht worden sind.
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